Sie sind klein, tragbar aber voller Möglichkeiten: Smartwatches vereinen trotz ihrer geringen Größe eine Unmenge an Leistung. Musik abspielen, telefonieren, Fotos zeigen und Fitnessdaten sammeln: Die kleinen Wunder scheinen dem Handy den Rang abzulaufen. Aber hat das Mobiltelefon wirklich bald ausgedient?
Als im November 2014 die erste Smartwatch des damaligen Technikkonzernes Motorola angekündigt wurde, hatten viele User nur ein müdes Lächeln für die Erfindung übrig. Eine digitale Uhr am Handgelenk, die mit gleichen Funktionen wie ein Handy ausgestattet sein soll? Absurd. Eine Mail zu verfassen oder neue Spiele zu testen, ist auf dem größeren Display deutlich entspannter.
Doch es dauerte nicht lange, bis sich kurze Zeit darauf der kleine Computer mit Armband zum beliebten Gimmick entwickeln sollte. Ein Jahr nach Motorolas Präsentation zog der Technikriese Apple nach und präsentierte seine Apple Watch. Mit dem richtigen Marketing, dem perfekten Design und der Eingliederung in die Apple-Welt war der Hype um die Smartwatch geboren. Besonders in einem Bereich war die Uhr dem Handy überlegen: Fitness- und Sportaktivitäten.
Eine neue Zielgruppe entsteht
Jogger und Läufer sahen in der Smartwatch schnell mehr als eine weitere Möglichkeit, um Musik zu hören. Die integrierte Health-App von Apple war zu diesem Zeitpunkt bereits mit dem Schrittzähler ausgestattet und trackte jeden Zentimeter, den der User machte. Fitness-Entwickler wie Runtastic, VeryFitPro oder das von Nike finanzierte Running setzten darauf auf und entwickelten ihre Apps nach den Bedürfnissen der sportlichen Anhängerschaft.
Laufrouten, Schnelligkeit, Kalorienzähler und Pulsmesser fanden den Weg in die hochentwickelten Geräte und Apps. Alles, was der Sportler dazu benötigte: eine gute Kondition, Lust auf Sport und eine Smartwatch. Spätestens hier zeigte sich der Vorteil, den der komfortable Computer mit sich brachte: Er störte nicht, war natürlich zu tragen und lieferte alle wichtigen Infos auf dem Display. Das Handy hing dagegen umgeschnallt am Bizeps, wippte in der Hosentasche oder wurde fest umklammert in der verschwitzten Hand. Wer beim Rennen schon Probleme hat, das Mobiltelefon zu verstauen, der kam beim Gewichtstemmen an seine Grenzen.
Eine Partnerschaft ohne Konkurrenzdenken
Die Smartwatch hatte ihre Nische gefunden. Die Furcht davor, dass sich die Technikbranche mit einem Produkt die Konkurrenz ins Haus holt, wurde nicht bestätigt. Viel mehr erschuf sie eine Verlängerung zu den Mobiltelefonen, um den Nutzungsraum zu erweitern. Mails, Apps und Games werden nach wie vor auf den großen Displays der Handys genutzt. Es ist praktischer und spart Zeit, als auf den Smartwatches umständlich ins Handgelenk zu diktieren. Für das Büro und den Alltag wird das Handy unersetzbar bleiben.
Aus dem Sportbereich ist das Mobiltelefon dagegen komplett verschwunden. Sportler bewegen sich freier und brauchen keine Angst mehr haben, dass ihr Telefon beim nächsten Sprint auf dem Boden landet. Für fitnessbegeisterte Personen und ihre ambitionierten Ziele ist der kleine Helfer am Arm eine doppelte Unterstützung: Er ersetzt den kostenintensiven Fitnesstrainer und motiviert allein dadurch, dass Zahlen in Echtzeit ausgewertet werden. Wie schnell war ich? Habe ich meinen Zielpuls erreicht? Trainingsziele sind somit für Laien schnell erreichbar. Der innere Schweinehund hat keine Chance mehr, die Oberhand zu gewinnen.